Atlantic Treaty Association

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Atlantic Treaty Association (ATA) ist ein 1954 gegründeter Dachverband von derzeit 37 nationalen Einzelorganisationen (Atlantische Gesellschaften), dessen Ziel es ist, die Werte der NATO zu unterstützen und diese zu vermitteln. In den nachgeordneten Gesellschaften sind vornehmlich politische, militärische, akademische und diplomatische Vertreter organisiert, welche den internationalen Austausch pflegen.

Sitz der Atlantic Treaty Association, die organisatorisch von der NATO unabhängig agiert, ist Brüssel. Die in Deutschland beheimatete nationale Organisation ist die Deutsche Atlantische Gesellschaft.[1]

Präsident der ATA ist seit 2020 der US-Amerikaner James Joye Townsend.[2]

Ganz im Zeichen des Kalten Krieges wurde die Atlantic Treaty Association am 18. Juni 1954 in Brüssel gegründet.

Hauptanliegen der Vereinigung und ihrer Mitgliedsorganisationen sind die Unterstützung, Förderung und der Ausbau von Frieden, Freiheit, Sicherheit und Rechtsstaatlichkeit sowie der Schutz von Menschenrechte als die im Nordatlantikvertrag festgelegten Werte der NATO. In diesem Zusammenhang haben sich die nachgeordneten Organisationen inzwischen auch eine würdige Erinnerungskultur als Form des Geschichtserhalts zu Eigen gemacht, da die ATA zudem als Diskussionsforum dient, insofern die Mitgliederverbände auch gemeinsame Interessen und demokratische Ziele verwirklichen können.

Sie dient darüber hinaus der Rekrutierung und Integration von Außen- und Sicherheitspolitikern in die politischen Gremien der NATO und vermittelt Kontakte. Die Gesellschaft ist zudem in das offizielle NATO-Programm Partnership for Peace (PfP) im Mittelmeerraum eingebunden und unterstützt dort mit Vertretern.

Die Rolle der Atlantic Treaty Association hat sich nach dem Ende des Kalten Kriegs und mit der Auflösung des Warschauer Paktes erheblich verändert, was letztlich 1992 auch zu einer Anpassung und Liberalisierung der Statuten führte. Somit öffnete sich die ATA, wie auch die NATO selbst, gegenüber bis dahin assoziierten Ländern, Beobachtern und Nicht-NATO-Staaten. Zwischen 1999 und 2004, als auch die NATO neue Mitglieder aufnahm, ist die Gesellschaft stark gewachsen. Somit hatte sich auch der Sicherheitsfokus nach Süden und Osten verschoben.

1996 gründete die ATA mit der Youth Atlantic Treaty Association (YATA) eine eigene Jugendorganisation, die es sich zur Aufgabe gesetzt hat, junge Menschen in den laufenden Austausch mit einzubinden und somit insbesondere potentielle künftige politische Führungskräfte zu fördern und für die Grundwerte des NATO-Vertrags zu sensibilisieren.

Zurzeit ist die ATA in 37 Ländern innerhalb und außerhalb des NATO-Bündnisses organisiert und tätig. Mit mehr als 500 Veranstaltungen pro Jahr ist sie in der Lage, Tausende von Entscheidungsträgern sowie Nachwuchskräfte in den Bereichen internationale Beziehungen, Sicherheit, Verteidigung und Außenpolitik zu erreichen.

Seit ihrer Umgestaltung ist die ATA mit Kooperationsprogrammen auch verstärkt außerhalb des Atlantischen Bündnisses präsent – darunter auch in Nordafrika, im Nahen Osten, im Balkan und in Zentralasien.

Sie stützt sich dabei auf ein umfangreiches und hochqualifiziertes Netzwerk ihrer nachgeordneten Organisationen und liefert Wissen zu strategischen Fragen und organisiert öffentliche Veranstaltungen, geschlossene Meetings sowie Schulungs- und Ausbildungsprogramme zu internationalen Angelegenheiten, Sicherheit und Verteidigung.

Darüber hinaus organisiert die Atlantic Treaty Association mit Task-Force-Programmen auch eigene Schwerpunktprojekte, die für einzelne Mitgliederverbände und auch für die NATO ein strategisches Interesse darstellen.

Einzelne nationale Mitgliederverbände, darunter das US-amerikanische Atlantic Council, verstehen sich zumeist als unabhängige Denkfabriken, während andere, darunter die Tschechische Atlantische Kommission, die bis 2003 die offizielle Gesellschaft Tschechiens war, auch zusätzlich militärisch strukturiert und organisiert sind und durch die jeweiligen Verteidigungsministerien gefördert und unterstützt werden.

Zwischen 2008 und 2014 amtierte der deutsche Verteidigungspolitiker und Bundestagsabgeordnete Karl A. Lamers als Präsident der ATA. Seit 2017 ist er einer der drei Vizepräsidenten.

Organisationsstruktur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ATA gliedert sich im Wesentlichen in die drei Organe Versammlung, Präsidium und Rat.

Die Versammlung ist das oberste Entscheidungsorgan der ATA und setzt sich aus den Delegierten der nachgeordneten Gesellschaften, assoziierten Mitgliedern und den Vertretern der Beobachterverbände zusammen. Mit Ausnahme der Vertreter der Beobachterverbände hat jeder Delegierte eine Stimme. Beschlüsse werden durch die Versammlung mit einfacher Mehrheit gefasst.

Mindestens einmal jährlich findet eine Generalversammlung statt an der, neben den Delegierten, auch Pressevertreter, Regierungs- und Militärbeamte sowie internationale Beobachter teilnehmen dürfen.

Das Präsidium der ATA setzt sich aus dem Präsidenten, den Vizepräsidenten, dem Schatzmeister, dem Präsidenten der Jugendorganisation YATA sowie Beisitzern zusammen.

Es führt die Beschlüsse der Versammlung und des Rates aus und unterstützt bei politischen Angelegenheiten. Insbesondere haben die Mitglieder aber repräsentative Aufgaben.

Der Rat setzt sich aus den Mitgliedern des Präsidiums und bis zu drei Delegierten jedes ATA-Mitgliedverbandes, der assoziierten Verbände sowie der Beobachterverbände zusammen. Der Rat ist berechtigt, auf Bitten des Präsidiums und der Zustimmung der Versammlung, selbstständig nach außen tätig zu werden.

Die Sitzungen des Rates werden zweimal jährlich abgehalten. Tagungsorte sind das NATO-Hauptquartier sowie das jeweilige Gastland.

Präsidenten der ATA

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Amtszeit Präsident Land
1955–1957 Umberto Morra di Lavriano Italien
1957–1958 Lester Pearson Kanada
1958 Ralph Flynt USA
1958–1961 Ivan Matteo Lombardo Italien
1961–1963 Warren Randolph Burgess USA
1963–1966 Jebb Gladwyn Großbritannien
1966–1969 Paul-Henri Spaak Belgien
1969–1972 Frank Kenyon Roberts Großbritannien
1972–1976 Eugene V. Rostow USA
1976–1979 Karl Mommer Deutschland
1979–1982 Muharrem Nuri Birgi Türkei
1982–1985 Peter Corterier Deutschland
1985–1988 Francis Pym Großbritannien
1988–1991 Bernardino Gomes Belgien
1991–1994 William Tapley Bennett Jr. USA
1994–1997 Ümit Haluk Bayülken Türkei
1997–2000 Theodossis Georgiou Griechenland
2000–2003 Alan Williams Großbritannien
2003–2008 Robert E. Hunter USA
2008–2014 Karl A. Lamers Deutschland
2015–2020 Fabrizio W. Luciolli Italien
seit 2020 James Joye Townsend USA

Mitgliederverbände (NATO-Länder)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Land Gesellschaft
Albanien Albanian Atlantic Association
Armenien Armenian Atlantic Association
Belgien Association Atlantique Belge
Bulgarien The Atlantic Club of Bulgaria
Deutschland Deutsche Atlantische Gesellschaft
Dänemark Atlantsammenslutningen
Estland Estonian Atlantic Treaty Association
Finnland Atlantic Council of Finland
Frankreich Association Française pour la Communauté Atlantique
Georgien Atlantic Council of Georgia
Griechenland Greek Association for Atlantic and European Cooperation
Großbritannien Atlantic Committee of United Kingdom
Island Samtök um Vestraena Samvinnu
Italien Comitato Italiano Atlantico
Kanada NATO Association of Canada
Kroatien Atlantic Council of Croatia
Lettland Lativan Transatlantic Organization
Montenegro Euro-Atlantic-Club of Montenegro
Niederlande Atlantische Commissie
Norwegen Den Norske Atlanterhavskomite
Portugal Comissão Portuguesa do Atlântico
Rumänien Euro-Atlantic Council
Schweden Svenska Atlantkommittén
Slowakei GLOBSEC
Slowenien The Euro-Atlantic Council of Slovenia
Spanien Asociación Atlantica Española
Tschechien Jagello 2000
Türkei Türk Atlantik Antlaşması Derneği
Ukraine The Atlantic Council of Ukraine
Ungarn Hungarian Atlantic Council
USA Atlantic Council

Mitgliederverbände (Nicht-NATO-Länder)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Land Gesellschaft
Armenien Atlantic Association of Armenia
Aserbaidschan Azerbaijan Atlantic Cooperation
Georgien Georgian Association of Atlantic Collaboration
Nordmazedonien Euro-Atlantic Club of the Republic of Macedonia Österreich Euro-Atlantic Association of Austria- Schweden Swedish Atlantic Council
Serbien Atlantic Council of Serbia
Ukraine The Atlantic Council of Ukraine

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Startseite. In: Internetseite der Deutschen Atlantischen Gesellschaft. Deutsche Atlantische Gesellschaft, abgerufen am 27. April 2019.
  2. About us: James Joye Townsend, President – US. Atlantic Treaty Association (ATA), 23. September 2020, abgerufen am 23. September 2020 (englisch).